Buchkritik „Transatlantik“ von Volker Kutscher

Das Buch ist wuchtig wie ein Backstein, goldene Lettern bilden den Titel und zwischen den Hardcover-Deckeln liegen fast 600 Seiten. Pünktlich vor Weihnachten ist mit „Transatlantik“ der neue Gereon-Rath-Kriminalroman von Volker Kutscher erschienen. Die Reihe ist erfolgreich, ebenso wie sie Verfilmung in Form der Serie „Babylon Berlin“.

Nach dem Tod von Abraham Goldstein während der Olympiade in Berlin 1936 ist dessen Partner John Marlowe vor der Rache der Nazis nach New York entkommen und Gereon Rath
wurde angeblich am 13. August 1936 in einem Schusswechsel getötet. In Wahrheit ist er in Wiesbaden untergetaucht. Doch auch hier soll in seine Vergangenheit einholen.
Währenddessen sucht seine vorgebliche Witwe, Charlotte Rath, genannt „Charly“, nach ihrer besten Freundin Greta. Diese ist nach dem Tod ihres ehemaligen Geliebten, des SS-Hauptsturmführer Klaus von Rekowski, verschwunden. Sie steht unter Mordverdacht.
Gleichzeitig versucht sie ihren 16-jährigen Ziehsohn Fritz aus der Anstalt zu bekommen, der in Breslau verhaftet wurde als er seine Jugendliebe Hannah besuchte, die eine untergetauchte Jüdin ist. Charlie kehrt extra aus dem Prager Exil zurück, um ihren Ziehsohn vor Gericht zu verteidigen.

Handlungsort ist neben Berlin auch New York. Der neunte Band der Rath-Reihe spielt im Jahr 1937 und damit am Ende des ersten Drittels der zwölfjährigen Geschichte des tausendjährigen Reiches. Kutscher beschreibt anschaulich und gut recherchiert wie sich der Nationalsozialismus sich immer tiefer in den Alltag eingefressen hat: „Viel zu viele ihrer Landsleute, viel mehr, als sie das jemals für möglich gehalten hätte, hatten sich mit den neuen Machthabern arrangiert, glaubten dem Versprechen von der Volksgemeinschaft und ignorierten die Willkür und Gewalt, die hinter der blitzsauberen Fassade des neuen Deutschlands lauerte.“ (Seite 337)

Kleine Klugscheißer-Anmerkung. Der Spitzname für Himmlers SS war „Schwarzes Korps“ und nicht „Schwarzes Corps“ (Seite 287).

Für Nichtkenner*innen der Krimi-Serie ist der Band 9 etwas schwierig ohne Vorwissen einzusteigen. Es wird empfohlen mit Band 1 anzufangen. Fans der Serie kommen auf ihre Kosten. Die Rolle von Charly ist inzwischen die der Hauptprotagonistin. Irgendwie hat man das Gefühl dass Kutscher ihr von Band zu Band mehr Raum einräumt. Der Preis von 26 Euro ist den gestiegenen Papierkosten sicherlich angemessen, mag aber ärmeren Krimi-Leser*innen doch zuviel sein.

Volker Kutscher: Transatlantik, München 2022.

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